siggipix - Wandern im Sauerland - Sigrid Müller
  Traumpfad-Nette-Schieferpfad
 



Nette-Schieferpfad (9 km)


Da fährt man mal eben für einen Tag in die Eifel (225 km), um eine 9 km lange Tour zu wandern. Bekloppt? Joa, kann sein. Aber belohnt wurden wir mit einer unserer schönsten Touren überhaupt, sowohl bezogen auf die Location als auch auf das Wetter. Mit dabei hatten wir nicht nur unsere beste Freundin Nina, sondern auch unseren Facebook-Wanderfreund Axel, der für uns mal eben seinen Urlaub in der Südeifel unterbrochen hat. Das erste mal also weiter weg in größerer Runde unterwegs, was den Tag noch besonderer machte.

Los geht es am Dorfplatz in Trimbs. Der Parkplatz für den Einstieg in den Traumpfad befindet sich unter der dortigen Brücke. Klingt nicht so toll? Wurde auch in einigen Blogs auch schon als nicht so hübscher Einstiegspunkt beschrieben. Ich dagegen finde es äußerst praktisch: Während man selbst ein paar Stunden durch die herrlich vom fast wolkenlosen Himmel scheinende Sonne marschiert, steht das Auto schön kühl im Schatten und am Ende der Tour erwartet einen nicht gleich im ersten Moment der Schlag im muckelig warm gewordenen Gefährt. Schatten gibt's natürlich auch unter Bäumen, aber da hat man ja immer das Problem, mit den lieben Vögelchen, die dann mal eben ihr Geschäft.... Naja, ist ja auch egal. Soll ja schließlich um den Weg gehen hier. Ich finde den Einstieg also entgegen einier anderer Meinungen gut und praktisch. So.

Los geht es dann über die - jetzt wirklich - schöne alte Steinbrücke über die Nette, vorbei an drei großen Schiefertafeln nach rechts, entlang an weiteren Parkplätzen (unter BÄUMEN), bis wir dann auch schon ruck zuck den Ort hinter uns lassen. Wir wandern entlang der Nette und schon nach wenigen hundert Metern stehen wir vor einer Entscheidung: Der Traumpfad führt weiter durchs Nettetal mit gemächlicher Steigung bis hin zu einem schönen Aussichtspunkt mit Blick auf Trimbs und Welling. Aber es gibt eine zweite Variante, für "geübte Wanderer". Diese biegt nach links ab und führt dann etwas steiler, vorbei an Schiefersteinen und über Handkantenwege (ich liebe dieses Wort) und Felsen bis zur schönen Aussicht, an der sich beide Varianten wieder vereinen. Dieser Alternativweg ist mit dem Traumpfad-Zuweg-Logo markiert und da ich ihn hier beschreiben konnte, könnt ihr euch schon denken, dass wir diese Variante gewählt haben. Das hat sich wirklich gelohnt; die felsigen Wege sind einfach herrlich. Ich bin zwar immer etwas vorsichtig mit solchen Wegen, aber das hier ist gut zu schaffen und begründet keine Veranlassung zur Sorge. Was man hier allerdings nicht machen sollte: Roller fahren. Kurz zuvor schien zumindest jemand mit seinem Gefährt hier abgestürzt zu sein, denn der Roller lag noch ein Stück an der Böschung runter. Keine Ahnung, was denjenigen veranlasst haben muss, aber wir machen mal ein obligatorisches Erinnerungsfoto von der Situation und gehen weiter. Eigentlich hätte ich es an zuständiger Stelle melden wollen, aber bis ich zu Hause dann alles fertig hatte und wieder am PC saß, war eine Woche rum und bei dem Wanderaufkommen der letzten Tage wird mir wohl somit jemand zuvor gekommen sein. Melden kann man Störungen übrigens auch über die Traumpfade-App, aber da habe ich in dem Moment gar nicht dran gedacht.

Weiter geht es dann vom Treffpunkt beider Wegvarianten zunächst auf Höhe mit schöner Aussicht auf Trimbs und Welling sowie die Trimbser Schweiz mit schöner Rastbank. Es geht noch einmal über felsige Pfade, bis wir auf ein Feldstück abbiegen. Wir erreichen dann nochmals einen Felshügel und wandern schließlich leicht abwärts, bis wir den Parkplatz an der L113 am Ortseingang erreichen. Hier überqueren wir die Straße und wandern oberhalb eines Neubaugebietes wieder durch Felder weiter. Hier auf dem Burberg bieten sich herrlich weite Aussichten in die Vulkaneifel und zum Koblenzer Funkturm, bis wir schließlich den Nachtigallenpfad erreichen. Hier soll es ein schönes Konzert der kleinen Tierchen zu hören geben, aber... Naja, ich sag es mal so: 4 Leute, die sich nicht allzu oft in dieser Konstellation sehen... Da hat man sich viel zu erzählen *hüstel*. Aber irgendwas gehört haben wir bestimmt! Wir erreichen einen weiteren Rastplatz mit einer Liegebank und machen die erste - ausgiebige - Pause. Dabei haben wir wieder herrliche Aussichten ins Nettal. Weiter geht es dann über einen schmalen Hangkantenweg, teilweise wieder über Felsen, teilweise über Erde. Die Büsche und Bäume fangen hier jetzt richtig an zu blühen und man hat an einigen Stellen den Eindruck, dass sie einem auf dem schmalen Weg schon recht nahe kommen. Zwischendurch passieren wir sogar einen alten Weinberg, dessen Mauern noch sichtbar sind.

Schließlich halten wir uns am Ende des Weges nach links, wandern an einer Weide mit Hochlandrindern vorbei und erreichen das Nettetal. Ein Wegweiser weist darauf hin (was sollte er auch sonst machen?), dass sich ein Stück nach links vom Weg ab der Nette-Wasserfall befindet. Wir machen einen kurzen Abstecher, sehen aber, dass es auf der anderen Seite noch eine Stelle gibt, wo man direkt ans Wasser kommen kann. Wir überqueren mit dem Traumpfad eine Brücke und gehen nicht wie vorgeschrieben nach rechts weiter, sondern machen nochmal einen Abstrecher nach links und schon haben wir die Möglichkeit, direkt auf Höhe der Nette vor dem Wasserfall zu stehen. Meine kleine Kompaktkamera hat einen eingebauten Graufilter und da ich immer ein Mini-Stativ dabei habe, wird dieser erst mal getestet. Länger als 6 Sekunden Belichtungszeit sind zwar nicht drin, aber um die Dynamik des Wasser mal eben zwischendurch festzuhalten ist das immer noch besser als nichts.

Nun geht es zurück zum Traumpfad und durch das Nettetal weiter. Wir gewinnen langsam immer mehr und mehr an Höhe und erreichen schließlich einen Aussichtspunkt mit Bank, von der aus wir das Nette-Viadukt sehen können. Die Bank ist leider schon mit einem anderen Wandererpärchen besetzt. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns eine Weile. Es ist heute ihr dritter Traumpfad, unser auch. Die beiden waren kürzlich auf dem Vulkanpfad, wo wir demnächst auch noch hin wollen. Weiter geht es aufwärts und wir erreichen einen Radweg, an dem wir uns links halten. Nun durchqueren wir einen 250 m langen alten Eisenbahndunnel, der Bestandteil des Radwegs ist. Drinnen ist es beleuchtet und ziemlich frisch. Anschließend bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Vulkaneifel und ganz links noch einmal das Nette-Viadukt. Wir nähern uns dem zweiten Tunnel, der doppelt so lang ist wie der erste, aber bevor wir ihn erreichen halten uns links und wandern durch Buchenwald bergauf. Oben angekommen informiert ein Schild darüber, dass man nach links vom Weg abzweigen kann, um eine herrliche Aussicht zu genießen. Das nehmen wir gerne wahr und machen hier noch eine abschließende Pause. Weiter geht es dann bergab an Feldern vorbei und immer wieder mit schönen Aussichten auf Trimbs zum Parkplatz zurück. Auf den letzten hundert Metern geht es ein Stück hinter eine Leitplanke vorbei, aber nach den wunderschönen Eindrücken, die wir hier heute gewonnen haben, macht uns das nichts mehr aus. Die Tour war einfach nur klasse und wir sind einfach nur total glücklich, dass wir hier waren.


Wie man an der Beschreibung merkt, bin ich wirklich hin und weg von diesem Weg. Zum einen ist er sehr vielseitig. Felsen, Wald, Felder und Wasser wechseln sich ab und die 9 km vergehen eigentlich viel zu schnell. Man möchte fast überlegen, die Tour gleich noch einmal zu laufen. Zum anderen ist der Weg durch seinen Wegpaten mit viel Herzblut gestaltet worden. Es gibt jede Menge Informationstafeln, sowohl zu Gegebenheiten am Weg als auch zu solchen, für die man den Traumpfad kurzzeitig mal verlassen kann/muss. Schwierige Stellen sind mit Warnhinweisen versehen, wobei man nicht sagen kann, dass der Weg schwierig ist, aber an einigen Felsen kann es bei nassem Wetter eben schon einmal rutschig werden. Ich bin mir fast ein bisschen unschlüssig: Einerseits würde ich den Weg direkt noch einmal wandern, aber andererseits ist unser Tag dort so perfekt gelaufen, dass das fast schon gar nicht mehr zu toppen ist. Früher oder später wird uns Trimbs aber wohl doch wiedersehen! Von den 225 km Anfahrt hat sich jeder Kilometer gelohnt. Ja, für so eine Tour darf man mal bekloppt sein und sich die Anfahrt auch für nur einen Tag gönnen.






Einstieg am Dorplatz









Schieferablagerung und Felspfad









Da! Ein Roller!









Felspfad









Schöne Aussicht auf Trimbs (leider versperrt durch die Touris...  )









Aussicht auf Welling









Vulkaneifel-Blick am Burberg









Rastplatz mit Aussicht und Liegebank für die Rucksäcke









Frühlingsblüten an der alten Weinbergmauer









Felspfad mit Sicherheitshinweis
(Dahinter ist wirklich eine ungünstige Stelle)









Nette-Wasserfall-Langzeitbelichtung (1)









Nette-Wasserfall-Langzeitbelichtung (2)









Im Nettetal









Wegmarkierung am Tunnel









Tunnel Hausen I









Aussicht auf Trimbs und in die Vulkaneifel









Letzte Aussicht auf Trimbs vor dem Abstieg