siggipix - Wandern im Sauerland - Sigrid Müller
  Glindfeld Seelenorte Himmelssaeulen Kahlen Kapelle
 



Seelenort-Wanderung bei Glindfeld - 8,5 km
(GPS-Track ganz unten)

Die Sauerländer Seelenorte sind Orte, die - so wird es auf der Internetseite der Sauerland Wanderdörfer beschrieben - "Menschen emotional, geistig und spirituell berühren". So kann man unsere Wanderung dort auf jeden Fall auch irgendwie beschreiben. Ich glaube zwar, dass es ein bisschen anders gemeint ist, aber seht selbst:

Da wir die Gegend um Medebach mal weiter erkunden wollen und viele Ecken dort noch nicht kennen, habe ich eine Wanderung von Glindfeld zur Kahlen-Kapelle, einem der sog. Seelenorte im Sauerland, erstellt. Kurz vor unserem Wandertag noch mal wieder im sozialen Netzwerk unterwegs gewesen und einen Beitrag mit Fotos von den Himmelssäulen gesehen. Auch hierbei handelt es sich um einen Seelenort. Moment mal! Die Himmelssäulen sind doch auch bei Glindfeld...? Ein Blick auf die Karte und siehe da: Mein Track führt fast direkt daran vorbei. Was für ein Zufall, das wird erkundet. Und so nimmt das Elend seinen Lauf...





Parkplatz an der Kapelle in Glindfeld - Hier geht's los
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Wir starten unsere Wanderung an einem schwülwarmen Sommertag nach viel Regen aus den letzten Tagen und dementsprechend recht ausgeprägtem Pflanzenwuchs mitten in Glindfeld. Der direkte Weg zu den Himmelssäulen ist ausgeschildert. Er verläuft hin und zurück auf identischer Strecke. Das finden wir nicht so spannend, also habe ich eine Runde erstellt. Sind ja schließlich genug Wege da. Theoretisch.

Wir wandern los, vorbei an der Kapelle und weiter zum Tretbecken. Nach den ersten wenigen hundert Metern haben wir schon die ersten Bremsen an uns kleben. Schwülwarm halt. Am Tretbecken mit Schutzhütte schauen wir uns kurz um, dann geht es weiter in den Wald. Die Bremsen ziehen sich zurück. Wir wandern leicht bergauf.





Tretbecken und Schutzhütte




Nach einer Weile müssen wir aufpassen, einen Pfad nach links nicht zu verpassen. Er soll uns zum nächsten Hauptweg bringen, der parallel zu uns verläuft. Es geht über einen kleinen Bauchlauf, der aber kein Wasser führt. Klingt alles gut in der Theorie. In der Praxis läuft es etwas anders. Der Weg ist so zugewachsen, dass man mehr umknickt, als ordentlich gehen zu können. Über den Bachlauf schlage ich mich noch rüber, aber auf der anderen Seite sind nur noch Brennnesseln zu sehen, außerdem ein Holzstapel, über den man noch klettern müsste. Das wird nix. Vor allem, wenn man bei dieser ganzen Kraxelei noch vom nächsten Bremsen-Schwarm aufgefressen wird. Also zurück zum Hauptweg und auf die Karte geschaut. Alles kein Problem, denn wir können diesem Weg weiter folgen und einen Bogen gehen und so auf der anderen Seite wieder rauskommen. (Ich muss beim Schreiben grade mal kurz lachen, da ich ja weiß, was gleich noch kommt)





Hier biegen wir auf einem schönen Pfad vom Hauptweg ab. Bald geht es aber nicht mehr weiter.




Also gehen wir auf unserem bisherigen Weg weiter. Und der führt stetig aufwärts... Die Steigung hätte man sich sparen können, aber so ist das jetzt nun mal. Außerdem wird sich die Steigung sowieso noch als unser kleinstes Problem rausstellen. Irgendwann sind wir ja auch oben.




Weicher Waldweg statt Schotterweg. Ein richtig schöner Abschnitt!




Der Schotterweg wird zu einem weichen Waldweg. Die Strecke fängt langsam an, mir zu gefallen. Oh Mann, hab ich echt "gefallen" geschrieben? Ach ja, das war vor der ersten scharfen Linkskurve. Da denken wir dann nämlich, wir stehen in einer Sackgasse. Ungläubige Blicke, wo wir hin müssen. Da ist doch kein Weg. Doch, man muss nur genau hingucken. Da, wo das Gras hüfthoch ist und sonst keiner langgehen würde, genau DA müssen wir durch. Zecken olé! Man möchte schnell gehen, um ruck zuck durchzukommen, aber man kommt irgendwie nicht voran. Ein Ast hier, ein Brombeerstrauch da.





Auf Fotos sieht so ein Zeckenparadies immer schön idyllisch aus...




Irgendwann haben wir das Stück hinter uns und erreichen eine Abbiegung. Geschafft..?! - Haha, nix da! Um die nächste Ecke nach links, wo wir lang müssen, geht es genauso weiter. Wo wir vorher noch drüber lachen konnten, bekommen wir jetzt kaum noch ein müdes Grinsen raus. So langsam macht es keinen Spaß mehr. Aber wenn wir nicht komplett alles zurücklaufen wollen, müssen wir da durch. Also ran.





Da geht's jetzt durch. Vielleicht war die Zecken-Ecke doch nicht so schlecht...




Nach einigen Metern durch hohes Gras finden wir plötzlich Gefallen daran. Schließlich weiß man erst zu schätzen, was man hat, wenn es nicht mehr da ist. Und das ist jetzt der Fall. Das Gras weicht... den Brennnesseln. Hüfthoch ragen sie komplett über den Weg. Nun zeigt sich der Vorteil, dass ich immer hinten laufe und langsamer bin als die anderen, denn die haben vor mir schon eine schmale Schneise geschlagen. Hehe. Viel schöner wird es dadurch aber auch nicht. Am besten schnell durch. Ein paar flotte Schritte, mal erahnt schon die nächste Kurve, wo es ja vielleicht besser werden könnte.... Platsch. Nein, ich bin nicht hingefallen, aber mein Fuß steckt fast in einer Schlammpfütze fest. Dachte ich. Aber es ist keine Pfütze. An diesem Hangweg scheint sich das Wasser zu sammeln und der komplette Weg ist unter Gras und Brennnesseln total sumpfig. Man könnte jederzeit stecken bleiben. Also möglichst schnell bewegen, aber trotzdem gucken, wo man hin tritt und irgendwie schnell wegkommen, aber ohne Stolpern oder hängenbleiben. Ich weiß nicht, wann ich einen Wegabschnitt mal so schlimm fand wie diese hundert Meter. Aber wir schaffen es. Die nächste Abbiegung ist erreicht. Und hier sollten sich laut Google Maps jetzt die Himmelssäulen befinden. Eigentlich.

Wir schauen uns um, aber es sich keine Himmelssäulen zu sehen. Kein Hinweisschild, nichts. Ein paar Nadelbäume, die von Sturm und Trockenheit schon schief stehen, aber mehr ist da nicht. Hä? Naja, was will man machen; wir gehen erst mal weiter. Der Weg ist jetzt nur noch leicht zugewuchert. Hohes Gras, aber sonst total easy. Fast barrierefrei sozusagen. Ein Klacks, pah!





Beppo an den Himmelssäulen




Ein kleines Stück weiter geht es unter einem quer hängenden Baum hindurch und plötzlich ist sie da: Eine Kreuzung mit einem richtigen Weg und richtigen Schildern und... den Himmelssäulen! Da sind sie! Wir haben es geschafft! Auf einem Baumstamm lassen wir uns nieder für eine Pause und schauen uns die riesigen Douglasien, die auf Grund ihrer Höhe den Namen Himmelssäulen absolut verdient haben, in Ruhe an.





Ganz schön riesig!




Ein Blick hinter den Holzstapel, auf dem wir sitzen, lohnt sich auch. Denn da war ich eine Weile vorher, nur wenige Meter entfernt. Wir hätten einfach den Querpfad über den (nicht vorhandenen) Bachlauf weitergehen müssen und hätten unser erstes Etappenziel erreicht. Ohne hohes Gras, ohne Brennnesselweg, ohne Sumpf! Aber hey - jetzt können wir ja drüber lachen. Und uns erst mal grob nach Zecken absuchen.

Nach einer ausgiebigen Pause mit vielen Fotos, Snacks und Getränken geht es gestärkt weiter. Auf einem richtig schönen breiten Schotterweg. Ich mag Schotterwege plötzlich so richtig gerne. Ich weiß gar nicht, wie man die langweilig finden kann. Sie sind doch richtig toll. So bequem zu laufen. Und schön trocken. Und eben. Und mit viel Platz um einen rum. Schotterwege sind echt cool und werden total unterschätzt!





Ich mag Schotterwege!




Wir folgen auf unserem Weg jetzt übrigens der offiziellen Strecke von Glindfeld zu den Himmelssäulen. Macht auch wirklich Sinn. Alles andere wäre Quatsch, glaubt mir das





Unterhalb vom Forsthaus entlang




Es geht vorbei am Forsthaus, aber anschließend nicht zurück nach Glindfeld, sondern weiter in die entgegengesetzte Richtung. So erreichen wir bald die Straße zwischen Glindfeld und Medelon, an der wir 100 m entlanggehen müssen, um anschließend nach links in Richtung Gelängebachtal abzubieben. Auf meiner Karte sehe ich da zwar noch einen Querweg, mit dem wir das kleine Stück Straße theoretisch umgehen könnten, aber... sagen wir mal so: Da ist nichts. Und dieses mal belassen wir es auch dabei Und das ist auch gut so, denn später sehen wir, dass der Weg in Bienenkästen enden würde, an denen wir so auf dem Hauptweg entspannt in sicherer Entfernung vorbeischlendern können.





Am Gelängebach entlang




Im Gelängebachtal gehen wir nach links und wandern direkt am Bach entlang. Ein wunderschöner schmaler Pfad entschädigt für alle bisherige Mühe und es ist einfach nur toll hier! Es geht schließlich weiter aufwärts mit dem M1. Immer stetig auf schönen Pfaden, die auf jedem Meter Freude machen.





Auf dem M1








Wir haben den Aufstieg schließlich geschafft und nutzen eine Rastbank für eine Pause. Nun geht es um ein Waldstück herum am Rande eines Feldes und als nächsten steht ein Abschnitt auf dem sog. Philosophenpfad an. Dieser ist leider durch schweres Gerät ziemlich zerfahren und zu einem Rückeweg geworden, da hier ein Stück Wald nicht mehr vorhanden ist. Also stellt sich der Abstieg ziemlich puckelig dar, auf Fahrspuren und losem Geäst.





Das ist der Philosophenpfad... nicht!




Moment mal. Sind wir eigentlich wirklich noch auf dem Philosophenpfad? Und waren wir da überhaupt? Irgendwie kommt es uns komisch vor, dass wir schon fast den ganzen Berg wieder unten sind, obwohl wir doch nach OBEN zur Kahlen-Kapelle wollen. Da könnte man ja mal wieder einen Blick auf den GPS-Track werfen. Und siehe da, wie könnte es an diesem Tag anders sein, wir sind falsch abgebogen! Es passt einfach zur ganzen Tour heute und keiner wundert sich mehr. Also alles wieder hoch; die Strecke ist ja so toll, dass man sie zwei mal gehen muss. Wo man beim ersten Mal nicht umgeknickt ist, kann man das jetzt nachholen.





DAS isser!




Wieder oben finden wir dann auch den eigentlichen Philosophenpfad. Und das ist auch wirklich ein richtig schöner schmaler Pfad! An einer Abbiegung geht es kurzzeitig steil nach rechts aufwärts und durch eine wunderschöne Windbruchfläche zwischen Fingerhut hindurch. Immer weiter geradeaus und aufwärts wandern wir weiter, bis die Bäume dichter werden. Was für ein schöner Weg (für den es auch gerne ein paar Grad weniger hätten sein können).






Aufstieg zum Kahlen








Dann haben wir es geschafft und befinden uns unterhalb der Kahlen-Kapelle. Eine Rastbank lädt zu einer gaaaaanz ausgiebigen Pause ein, bei der wir auch noch eine herrliche Aussicht genießen können und über unsere heutigen Irrwege schmunzeln. Was für ein schöner Moment! Ein wahrer Seelenort, wenn auch für uns an diesem Tag mit etwas anderer Bedeutung. Oder vielleicht doch nicht? Wahrscheinlich haben Seelenorte doch für jeden eine andere Bedeutung, woll?





Ankunft am Kahlen








Schließlich gehen wir weiter, an der Kahlen-Kapelle vorbei und über den Medebacher Bergweg zurück nach Glindfeld.





Kahlen-Kapelle





Beppo und Xenia auf ihren Wegen




Der Abstieg erfolgt über den Kreuzweg, der ebenfalls urig pfadig ist. Auch hier gibt es hohes Gras, aber das muss so.








Das letzte Stück im Ort wandern wir am Gut Glindfeld entlang und erreichen schließlich wieder den Parkplatz an der Hauptstraße. Noch ein paar Bremsen aus dem Auto jagen, bevor es nach Hause geht und wieder ist ein schöner aufregender Wandertag vorbei. Nächstes Mal gibt es mal wieder breite langweilige Wege. Da ist mir jetzt irgendwie nach





Rückweg am Gut Glindfeld entlang








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Die Wanderung in der Form, wie wir sie wirklich gegangen sind, kann ich euch als GPS-Track wohl nicht zumuten. Ich habe die Strecke aber "gehbar" umgestaltet. Hierdurch ist der Weg zu den Himmelssäulen jetzt als Abstecher vorhanden. Alle Wege im Track existieren und ihr könnt die Strecke entspannt nachwandern. Auf der ersten Hälfte geht es oft über breite Wege und Asphalt und auf der zweiten Hälfte erwarten euch schöne schmale Pfade. Insgesamt eine sehr schöne Tour, die ich - in dieser Form - auf jeden Fall empfehlen kann!



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